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Mein Tag im Wald - oder wie ich Heuschrecken gegessen habe

  • Autorenbild: Joana
    Joana
  • 15. Feb. 2018
  • 3 Min. Lesezeit

Ich halte den Heuballen in meinen eiskalten Fingern. Sieben Grad unter null. Ich puste. Ein Funke ist bereits übergesprungen. Es wird warm in meinem Gesicht. Meine Augen sind geschlossen. Der Qualm schmiegt sich an meine Haut. Ich puste weiter. Und weiter. Dann geht alles ganz schnell: Die Flammen lodern auf. Wärme breitet sich aus. Meine Hände, meine Wangen – die Schwelle zu heiß wird bald überschritten. Ich laufe zur Feuerstelle.



Ich mache das unter der strengen Beobachtung von Udo Schaible. Ein Survival-Experte. Bevor ich tatsächlich Feuer mache, gibt er mir eine Aufgabe. „Du hast fünf Minuten Zeit“, sagt er. „Dann muss das Feuer an sein.“ In einem Waldstück nahe Stuttgart muss ich nach Zunder suchen. Ein einziges Streichholz steht mir zur Verfügung, um mein gesammeltes Holz zum Brennen zu bringen. Kläglich scheitere ich. Mit Udo bin ich den ganzen Vormittag in der Kälte unterwegs. Er zeigt mir, wie ich es schaffe, dort eine Nacht zu überleben.


Ein Funke genügt

Mit der wahnwitzigen Idee, die Tücken der Wildnis überwinden zu können, starte ich den Tag im Wald. „So schwer kann das ja nicht sein“, denke ich und werde schleunig eines Besseren belehrt. Schon beim Feuermachen muss Udo über mein Unwissen und meine Tollpatschigkeit schmunzeln. Anscheinend bin ich aber nicht die einzige, die es nicht schafft. „Seit ich diese Kurse gebe, hat ein einziger diese Aufgabe gelöst“, sagt der Survival-Trainer. Also zeigt er mir, wie es richtig geht. Zusätzlich – vor allem für Tölpel, wie ich einer bin – zeigt er eine einfache Variante. Aber eine imposante. Mit einem Feuerstein und einem kohlestoffhaltigen Eisen. Ich muss nur einen Funken „herstellen“, der auf ein Stück verkohlte Baumwolle springt. Es glüht. In getrocknetes Gras eingepackt und mit Elan angepustet, der perfekte Brandbeschleuniger. „Ich habe Feuer gemacht!“, rufe ich stolz. Ein Satz, den Udo bei fast jeder Gruppe hört.



Ein Schluck Wasser und es folgt das Dessert

Wir wollen ein „Shelter“, also eine Unterkunft bauen. Doch davor eine Stärkung. Obwohl man in unseren Breitengraden etwa drei Wochen ohne Essen überleben kann, zeigt mir der Trainer, wie ich eine Heuschrecke zubereite. Er hat ein paar getrocknete Exemplare dabei. Das muss ich jetzt essen. Geruchlos sind sie, diese Tierchen. Aber nicht geräuschlos. Bei jedem Handgriff kracht und knackt es. Meine Stimme verliert ihre Standhaftigkeit, ich zögere. Flügel, Kopf, Innereien und Beine abreißen, den Körper in den Mund stecken. Das klingt ganz einfach. Wenn man es so sagt. Den Rumpf in meinen Händen haltend mime ich die Starke und mache es auch einfach ganz schnell. Wie viel Überwindung dahinter steckt, zeige ich nach außen nicht. Ich bleibe einfach stark. In meinen Augen könnte man jedoch einen Schimmer von Angst erkennen. Den Geschmack zu beschreiben fällt schwer. Ein bisschen wie Reiswaffeln. Vielleicht ein wenig verschimmelt… Ein Schluck Wasser und es folgt das Dessert: Grillen. Hier ist der Geist schon gestärkt. Keine Überwindung, kein Verstecken meiner Gefühle. Runter damit und weiter geht es.

Das Video dazu findest du hier.


Während des Bauens meines hypothetischen Übernachtungslagers kommen meine Kollegen und ich mit Udo ins Gespräch. Viel Persönliches erzählt er. Wir fragen immer weiter nach. Ein knallharter Mann. Stämmig, stark. Seine Glatze lässt einen erst einmal kurz innehalten. Praktisch soll sie sein. Der einzige Grund für Udo, diese Frisur zu tragen. Zuvorkommend und hilfsbereit präsentiert er sich, während er von seinen Töchtern und seiner Frau spricht.


Warum das Alles, wollen wir wissen. Warum fühle ich mich so stark, so gut, wenn ich ein Feuer mache, will ich wissen. „Du musst dir das einmal vor Augen führen: Du hast gerade ein Element erschaffen. Das ist das Größte daran.“


Weitere Tipps und Tricks zum Thema Survival findest du hier.

Hier kannst du Udo Schaible erreichen.



Bilder: Survival of the Forst

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